Interview with Peter Handke

Today,more than ever our conscience's on test.How could it be that MANIK fe=
el responsibility for civilian victim in Iraq?And why?Because we belong to =
world,we think and act universal,you could think universal,and act global,o=
r whatever.MANIK ask for more,we ask for your quiet,for your laud,your stri=
ke,your anger,your bravery…Oh,yes,MANIK must wait a little,few minutes,pe=
rhaps…This simulacrum of free speech is allowed to American artist,that's=
how corporative capitalism make illusion of democracy and respect of human=
right(for West people only-is it familiar?For white only..etc.)
Meanwhile we've find this interview with writer who know where his conscien=
ce is.As an introduction for this(only on German language) text we have dut=
y to inform you that censure of his play,unfortunately,begin in Belgrade(wi=
nter 2005/06).After that was scandal in Paris"Comedi Frances"…etc.Slavery=
mentality of servile bureaucrat(Serbians or French all the same),who antic=
ipate his master's wish (before master became aware of the same)one's again=
was on act in full size,under dazzling light of disgrace and humiliate.The=
y actually make all of us less free.
One fact is very important.MANIK couldn't be sure is that part of Handke's=
speech on Milosevic's funeral was on media.He start his speech with remark=
that he talk also in Harold Pinter's name.Maybe for simple people Nobel pr=
ice have some value?
Fact that this interview origin from 1999 give him immeasurable value.Ther=
e're no calculate and 'political corrects high
evaluate in tiny souls who attempt to overcome 'social skill'.
MANIK


*Moral ist ein anderes Wort fur Willkur *

Der Schriftsteller Peter Handke uber die Nato-Bomben auf Serbien und die
Frage, warum Amerika umerzogen werden muss


Aus der Suddeutschen Zeitung, 15.05.99, Feuilleton



/Der ewige Frieden ist moglich", verkundet die Nova am Ende Ihres
//dramatischen Gedichts ?Uber die Dorfer". Das war 1981. Jetzt ist nicht
Frieden, sondern Krieg./

Handke: Ich bin immer noch im Zustand des Schocks vom 24. Marz. Als die
Bomber und die Raketen losgingen, dachte ich zuerst, die Welt wurde
aufwachen, aber dann fing die Propaganda der Nato an.

/Sie haben dann einen Aufruf veroffentlicht, in dem es heisst, der Mars
//greife die Erde an. /

Handke: Ich habe in meinem Entsetzensruf nicht den Kriegsgott Mars
gemeint, sondern den Film ?Mars Attacks!" von Tim Burton. In Le monde
hat der albanische Schriftsteller Ismael Kadare auf der ersten Seite
verkundet: ?Kosovo ist albanisch, denn wir waren die ersten." Schmutzige
Propaganda (es gibt ja auch reine Propaganda im Sinn von Propaganda
Fidei, Verbreitung des Glaubens, der Schonheit, Propaganda zum Beispiel
durch Melodie). Auch wenn ein Serbe sagte, wir Serben waren die ersten,
wurde ich mich dagegen wenden. Die Marsmenschen exekutieren bekanntlich
eine humanitare Aktion. Die Nato sagt, es geht uns nicht um Geld oder
Macht, es geht uns um die Sache. Wir wollen ein neues Auschwitz
verhindern. Gut, jetzt hat die Nato ein neues Auschwitz erreicht.

/Auschwitz ist aber doch etwas anderes? /

Handke: Der Horror der Geschichte wiederholt sich nicht seitengleich
oder spiegelbildlich. Dieser Krieg zeigt auf furchterlich unvermutete
Weise die ewige Barbarei: Nur bricht die im Jugoslawien-Krieg in
grundanderer Gestalt aus als in der planen Wiederholung. Damals waren es
Gashahne und Genickschusskammern; heute sind es Computer-Killer aus 5000
Meter Hohe.

/Jurgen Habermas rechtfertigt den Krieg als Ausnahme./

Handke: Habermas will ein Weltburgerrecht, aber bevor es formuliert ist,
fingiert er es mit einem Krieg. Rundherum schreibt er einen entsetzlich
rechtfertigenden Schrieb zum Krieg gegen Jugoslawien. Das kommt schon in
seinen Adverbien zum Ausdruck: Wenn er zum Beispiel sagt, Serbien pocht
?neurotisch" auf seine Souveranitat. Wieso neurotisch? Wie kann ein
Philosoph sowas schreiben? Das ist stilistisch-gedanklich auf dem Hund.
Oder wenn er schreibt, dieser Krieg werde von 19 demokratischen Staaten
gefuhrt. Hatte man ja sagen konnen. Aber was sagt er vor dem
?demokratisch"? Von 19 ?zweifellos" demokratischen Staaten. Der ganze
Aufsatz ist eine Apologie der blindwutigen Gewalt. Ein Philosoph, der im
gegebenen Moment die Emporung verfehlt oder versaumt, hat seinen Beruf
verfehlt. Man sagt immer, das erste Opfer des Krieges sei die Wahrheit.
Fur mich ist immer eins der ersten Opfer die Sprache.

/Die Nato und selbst Habermas haben die Moral auf ihrer Seite. /

Handke: Was soll ich darauf antworten?

/Ich frage Sie nach der Legitimation. Sie haben doch Jura studiert./

Handke: Moral ist fur mich in diesem Krieg ein anderes Wort fur Willk=
ur
geworden. Dagegen sage ich: Recht muss Recht bleiben. Recht ist das
Gegenteil von Willkur. Recht regelt das Minimum der Beziehung unter den
Menschen, damit einem nicht Unrecht geschieht.

/Der nachste Satz lautet unweigerlich: ?Summum ius, summa iniuria"./

Handke: Was soll ich dazu sagen? Da mussen wir anfangen zu politisieren,
und das ist nicht meine Rolle. In Rambouillet waren beide Seiten mit der
grosstmoglichen Autonomie fur das Kosovo einverstanden. Nur: Den Zus=
atz,
wie namlich die Autonomie exekutiert hatte werden sollen, konnte kein
serbischer Verhandler oder Machthaber unterschreiben. In dem Sinn war
Rambouillet kein Vertrag, sondern ein brutales Diktat. Als ich in
Rambouillet war, kam der osterreichische Unterhandler Wolfgang Petritsch
auf mich zu und sagte: ?Das wird unheimlich schwer sein fur die Serben."
Ich dachte, die Serben sind doch einverstanden mit einer Erweiterung und
fast staatengleichen Autonomie fur das Kosovo. Erst im nachhinein kam
das Zusatzprotokoll heraus. Es war ein grausamer Schwindel. Ich habe
mich ubertolpelt gefuhlt, weil ich dachte, es geht um Frieden und nic=
ht
um ein Diktat.

/Warum waren Sie in Rambouillet? /

Handke: Warum nicht? Rambouillet ist nah, da nehme ich den Zug. Ich
wollte sehen, was man im Fernsehen nicht sieht: die Diplomaten, die
Journalisten, die Geheimdienstleute. Ich wollte es spuren, so wie ich in
den letzten Jahren immer wieder auch nach Jugoslawien gefahren bin. Ich
habe mich verpflichtet gefuhlt.

/Wem?/

Handke: Dem Problem, dem Schmerz, der Losung.

/Darum sind Sie auch wahrend der Bombenangriffe nach Serbien gefahren? /

Handke: Ich war Ende Marz/Anfang April vier Tage dort und Ende
Aprilnochmal eine Woche.

/Wie kommt man nach Serbien hinein? Es herrscht doch Kriegsrecht. /

Handke:) Wir waren fur eine bestimmte Stunde angekundigt, sonst hatte
man uns nicht hineingelassen. Ich hatte ein Geleitschreiben dabei, aber
doch Angst, mich vor den herumschweifenden Banden ausweisen zu mussen.
Alles Offizielle, auch wenn es die eigene Seite ist, stachelt sie nur an.

/Sonst hatten Sie keine Angst?/

Handke: Es war eher Nervositat oder Gereiztheit. Ich kann Ihnen keine
Ernst-Junger-Erlebnisse berichten. Unten im Tal schlagen die
Nachtigallen, hoch oben sind die Flugzeuge. Aber die Flugzeuge sind
jetzt Bomber. Und der blaue Himmel heisst Bombenwetter. Auf dem Ruckweg
habe ich in Belgrad eine zunftige Bombennacht erlebt. Es ist, als kame
der Himmel herunter, eine Faust haut auf die Zwei-Millionen-Stadt. Die
militarischen Ziele sind langst verlassen, die Soldaten nicht mehr in
den Garnisonen. Aber die Kriegshelden wissen das ja; der Sinn der
Bombardierung besteht in den sogenannten Kollateralschaden. Das heisst,
in den Krankenhausern mussen Krebskranke die scheusslichsten Leiden
ertragen, weil sie vielleicht Milosevic gewahlt haben. Aber vielleicht
haben die Bomben die Sterbenden zum Leben erweckt. Die Todkranken werden
wie in der Bibel geheilt, wenigstens ein Erfolg der Nato-Gewalt: Steh
auf, nimm dein Bett und wandle.

/In Ihrem Roman ?Der kurze Brief zum langen Abschied" (1972) heisst es am
//Anfang: ?So weit ich mich zuruckerinnern kann, bin ich wie geboren fur
Entsetzen und Erschrecken gewesen. Holzscheite lagen weit verstreut,
still von der Sonne beschienen, draussen im Hof, nachdem ich vor den
amerikanischen Bombern ins Haus getragen worden war." /

Handke: Hier erklart sich gar nichts mit meiner Herkunft und meiner
Geschichte. Ich bin schlicht fassungslos. Das gibt's doch nicht, dass die
ganze Welt gegen jedes Recht dieses Land angreift. Diese Menschen in
Serbien, im Kosovo, in Montenegro, denke ich bei der Erinnerung an die
Kinder auf dem Chor wahrend der orthodoxen Sonntagsmesse von Srebrenica,
sind unschuldig, fast alle. Sie sind so unschuldig, wie man nur sein
kann, sie sind die verkorperte Unschuld. Sie sind so unschuldig, wie
hier auf dem Kriegs- und Feindesplaneten fast alle schuldig sind,
finster-ahnungslos schuldig. Vielleicht weiss ich zu Jugoslawien nichts,
oder zu wenig. Aber ich weiss: Ich bin kompetent.

/Warum? /

Handke: Weil mich die Macht nie fasziniert hat. Weder die Macht eines
Slobodan Milosevic noch die des Papstes und nicht die eines
Indianerhauptlings &endash; hochstens vielleicht die Macht eines Kindes,
eines Heiligen, eines Ohnmachtigen oder Sterbenden.

/Sie sind immerhin bei Bruno Kreisky gewesen./

Handke: Ich war heilfroh, als ich wieder draussen war. Ich kann mich noch
erinnern, wie hoch die Turgriffe in der Hofburg waren. Ich zahle mich
allerdings noch immer zur sozialistischen Tradition in Osterreich. Und
wenn es in diesem Jahrhundert in Europa fur mich Helden gegeben hat,
dann waren das die jugoslawischen Partisanen. Was Jugoslawien betrifft,
bin ich gern ewiggestrig oder meinetwegen nostalgisch. In Jugoslawien
ist der Reformkommunismus, die Arbeiterselbstverwaltung, tragisch
gescheitert, und hier ist das Wort ?tragisch" angemessen. Auf den
Nato-Pressekonferenzen hingegen wird ein Wort wie ?tragischer Irrtum"
jedesmal fallig, wenn die Bevolkerung abgeknallt wird. Selten sind die
beiden Worter so missbraucht worden. Tragik ist etwas anders, Tragik ist
die Situation Jugoslawiens in der Geschichte, die Geschichte Serbiens,
im Kosovo.

/Worin besteht diese Tragik?/

Handke: Die Serben haben durch den Zerfall Jugoslawiens als einziges
Volk dort nur verlieren konnen und dann verloren. Deshalb Milosevic zu
damonisieren, hilft doch nichts. Was hatte ein anderer Prasident
Serbiens im Interesse Jugoslawiens anders machen konnen als Milosevic?
Ich mochte sehen, was passiert, wenn ein junger franzosischer Soldat aus
dem Hinterhalt von einem korsischen Nationalisten getotet wird. Aber im
Kosovo wurde wieder nur ein dicker, wahrscheinlich slibowitzsaufender
serbischer Polizist weggehauen. Aber ich will nicht als Politiker reden.
Hans Magnus Enzensberger redet wie ein Politiker und mochte die UCK
bewaffnen. Der weiss immer, wo's lang geht, ein grinsender hohnischer
Zuschauer, der menschgewordene Hohn. Der islamische Sufi Djalal-ud-Din
Rumi sagt: ?Sie tragen bedruckte Seiden nicht als Ornament, sondern um
ihre Schonheit zu bewahren." Enzensbergers Sachen sind das Gegenteil,
Ornament zur Verhohnung der Schonheit.

/Mit ihrer pro-serbischen Haltung stehen Sie ziemlich allein da in der
//deutschen Literatur. /

Handke: Ich bin mit dem serbischen Volk, nicht mit Milosevic. Wer nicht
prononciert antiserbisch ist, der hat als ?Pro-Serbe" verschmaht zu
werden. Wer bei ?Milosevic" nicht unverzuglich hinzufugt: ?Schlachter=
",
?Hitler des Balkan", ?Gottseibeiuns", der ergreift Partei fur
?Milosevic" &endash; Pro-Serbe ist fur mich heute ein Ehrentitel. Die
sprachliche Kumpanei zwischen der Macht und den Journalisten hat Karl
Kraus schon vor achtzig Jarhen in den ?Letzten Tagen der Menschheit"
beschrieben. Die meisten Journalisten und Politiker sind ohne
Sprachgewissen, und eine argere Gewissenlosigkeit gibt es nicht. Es
brauchte einen neuen, einen noch besseren Karl Kraus, um zu beschreiben,
was geschieht. Ihr erbombt und erkillt eure Minister- und
Journalistenpenisonen, und ich zahle die Steuern fur eure Bomben und
eure Pensionen. Der deutsche Minister wird von der Frankfurter Zeitung
dafur gelobt, ?weil er im Kriege bereit ist, auf eine Auseinandersetzung
mit Schriftstellern zu reagieren". Das ist fur mich schmutzigste
Pornographie, weil sie auch noch vornehm tut. Es war wohl eher toricht,
was die serbischen Schriftsteller gegen Gunter Grass angezettelt haben,
als sie ihm seine Bucher zuruckschicken wollten, weil er den Nato-Krieg
befurwortet hat. Etwas Analoges wurde ich bei den Leuten begrussen, =
die
einmal meine Sachen gelesen haben und jetzt als Kriegsgesellen
auftreten. Der deutsche Totungsminister zum Beispiel, der mir einst mit
einem Telegramm zum Geburtstag gratuliert hat, moge mir meine Bucher
zuruckschicken. Ruhrt nicht alles Kriegsungluck daher, dass in der g=
anzen
westlichen Welt die 68er an der Macht sind? Viele der Killer, die sich
durch den Staat beglaubigen, erfullten sich einen Kindheitstraum. Sie
wollten immer gegen irgendwas kampfen. Fur die Nazis war's zu spat. F=
urs
Zerschlagen des Sowjetkommunismus war's auch zu spat. Da hat der
frommlerische protestantische Kapitalismus gesiegt und siegt weiter.
Jetzt bekommen sie endlich die Gelegenheit, den Helden zu spielen. Und
was machen diese Turnlehrer des Grauens? Mit der einen Hand tatscheln
sie, mit der anderen toten sie, und das ist das neue Auschwitz, das sie
doch verlogen verhindern wollten. Gegen diese Leute, die jetzt Macht
ausuben, ist der beste Strang der Vor-68er aufgetreten, Herbert Marcuse
zum Beispiel, der gegen den ?Eindimensionalen Menschen" schrieb. Der
Eindimensionale Mensch ist uberall an der Macht und Gewalt.

/Daniel Goldhagen mochte die Serben ?umerziehen". /

Handke: Seit Vietnam werden die Amerikaner nur noch zum Beten, Boomen
und Bomben erzogen. Seitdem sind die Marsmenschen da, und sie tragen
eine Clinton-Maske. Serbien umerziehen? Nein, Amerika umerziehen, samt
seinem Vorsteher und dem Pimpf Goldhagen.

/In Ihrem neuen Stuck ?Die Fahrt im Einbaum" tritt der amerikanische
//Filmregisseur John O'Hara auf und sagt: ?Wir Menschen sind, und das
ist endgultig, untereinander an die Falschen geraten." Gibt es noch ein
richtiges Leben fur die falschen Menschen? /

Handke: ?Wer aus einer weissen Kuh eine schwarze Kuh ziehen kann, der
kann auch aus einer schwarzen Kuh eine weisse ziehen", sagt Rumi. Phot=
os
vom Allkrieg gegen Jugoslawien geben das Weltgrauen nicht einmal
andeutungsweise wieder. Die Bombenschaden lassen sich so wenig
photographieren wie die serbischen und albanischen Toten, die
Fluchtlinge aber schon. Fur diese Bilder gibt es nur Grossaufnahme und
Totale; die Wahrheit finge dazwischen an. Die Bilder zeigen eine
schmerzhaft verlogene Dreiecksgeschichte: die Fluchtlinge, die leiden,
wie nur ein Mensch und ein Tier leiden kann; die Leute, die eine
Inszenierung draus machen samt abgeschnittenen Ohren und
Massenvergewaltigungen; und die Bildreporter. Es ist eine
heillos-schmerzlich-schmutzige Dreiecksgeschichte. Bitte, und einmal
ohne drei Ecken, die Geschichte der Serben in den letzten zehn
Kosovo-Jahren erzahlen. Nicht der fuhrenden Politiker oder der Banden,
sondern die Geschichten des bedrangten Volkes dort in Stadt und Land.
Die Bedrangung ?gipfelnd" mit den sechs ermordeten Schulern in Pec im
Dezember 1998 und den funf ermordeten Polizisten in Pristina im Marz
1999. Denn damit, mit dem Einbruch des Terrors in die Stadte, begann
erst der deutliche, sichtbare, nachweisbare Krieg im Kosovo. Naturlich
kann man sagen, es sei sinnlos, in den Koflikt in Jugoslawien
einzugreifen, genauso sinnlos, wie wenn man in Kafkas ?Prozess"
eingreifen wurde. Vielleicht aber ist es das so offenbar Sinnlose, das
einen auf den Weg bringt. Credo, quia absurdum.

/Die Fragen stellte Willi Winkler. /



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